Sonja Draessler-Thieme
Sonja Draessler-Thieme

Der schöne Rhythmus


„Rudis Reihe“ kommt in Bewegung – und ins Lachen

 

Lohne. 25 erwachsene Menschen klatschen und stampfen im Takt; sie werfen sich in einem bestimmten Rhythmus Stöcke zu; oder sie formen beim Sprechen eines weichen „S“ mit einem Finger langsam abwärts eine Schlangenlinie. So aktiv wie bei der Eurythmie-Einführung von Sonja Draessler-Thieme kam „Rudis Reihe“ noch nie daher. Und schon gar nicht so lustig. Denn während der Übungen herrschte eine derart um sich greifende Lach-Lust, dass sich selbst der ernsthaftest gesonnene Besucher nicht entziehen konnte.

 

Bei der theoretischen Einführung in die Geschichte der Eurythmie sorgte die Erklärung für Erstaunen, dass Eurythmisten nicht etwas (nach)spielen, sondern etwa ein Instrument oder ein Laut selber sein wollen. „In diesem Moment bin ich der Ton, bin ich die Violine“, so Draessler-Thieme, „Sprache, Lyrik oder Prosa soll so ausgedrückt werden“. Dabei solle, so die Referentin, das Wesentliche in Bewegungen sichtbar gemacht werden. „Das eigene Erleben eines Gedichtes wird so zur Kunst erhoben“. Immer wieder zeigten Beispiele, was die Eurythmistin meinte. So sei etwa das Staunen oder die „Wunder-Gebärde“ beim Anblick eines Sonnenuntergangs gut nachvollziehbar; es werde durch einen Schritt nach vorne und das Öffnen der Arme gezeigt.

Gibt es eine Bewegung, die die Seele bewegt? Anhand dieser an ihn herangetragenen Frage habe sich Rudolf Steiner mit der Thematik auseinandergesetzt. Daraufhin habe er nach Gesetzmäßigkeiten gesucht, die Sprache und Musik in Bewegungen umwandelten. Diese hätten dann zur Eurythmie geführt.

In gleich drei Bereichen ist die heute im Einsatz. In Schulen und Kindergärten wird sie in der Pädagogik eingesetzt. In der Kunst bilden die Eurythmisten auf ihre individuelle Weise die Musik oder Laute nach. Sonja Draessler-Thieme: „Dieser Prozess ist nie abgeschlossen, weil sich die Menschheit in den unterschiedlichen Epochen ganz anders zeigt, also auch ganz anders angesprochen werden muss“. Weil bewusst geführte Bewegungen im Menschen eine Wirkung haben, wird die Eurythmie schließlich auch im medizinischen Bereich verwendet.

Weil diese Spezialdisziplinen aber für einen Einführungsabend viel zu komplex seien, besann sich die vor Bewegungslust sprühende Referentin auf das Wesentliche: „Eurythmie, das bedeutet ‚der schöne Rhythmus’“.

Eben diesen schönen Rhythmus durften die Besucher kennen lernen. Nach Übungen im Sitzen meinte Sonja Draessler-Thieme: „Ganz schlimm wird es, wenn wir jetzt den Körper dazu nehmen“. Wurde es aber nicht. Im Gegenteil: Die Teilnehmer hatten sich längst anstecken lassen vom gemeinschaftlichen Raum- und Rhythmus-Erlebnis, vom Hineinschlüpfen in Töne und Tiere, in Rollen und Regeln. So stachen sie sich an einem Igel, wurden zu einem „A“, stapften als Bär durch den Raum und selbst die ältesten Teilnehmer hüpften schließlich quitschvergnügt als junges Pferdchen herum.

Und was sollte das Ganze bewirken? „Was Eurythmisten mit Kindern, aber auch Erwachsenen tun“, meinte Sonja Draessler-Thieme, „wird oft erst Jahre später sichtbar“.

 

Fotos: Manon von Ikier-Hoppe

"Rudis Reihe" kam am 12. März 2015 in Bewegung - und ins Lachen
Rückblick Vortrag v. 120315_Draessler-Th
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